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Trauben schlemmen wie im Paradies

Wieso es sich lohnt, Reben im Hausgarten zu kultivieren und was es dabei zu beachten gibt.

In den letzten 20 Jahren sind etliche robuste Sorten gezüchtet worden, die nördlich der Alpen ohne Pflanzenschutz äusserst leckere Beeren bringen. Deshalb ist das heutige Sortiment für den Hausgarten höchst abwechslungsreich und begeistert kleine wie auch grosse Konsumentinnen und Konsumenten. Die süssen Früchte des Herbstes sind nicht nur sehr schmackhaft sondern besitzen auch einen hohen gesundheitlichen Wert. Sie enthalten Traubenzucker, Mangan, Folsäure, Phosphor und liefern viele sekundäre Pflanzenstoffe. Auch die Traubenkerne sind sehr gesund.

Reben können einzeln, freistehend als Spalier, zur Fassadenbegrünung und sogar in Trögen und Töpfen auf Balkon und Terrasse kultiviert werden. Die vielfältigen Möglichkeiten machen es möglich und erlauben fast jedem Traubenliebhaber den Anbau von Reben.

Robust und abwechslungsreich

‚Robustareben‘ sind pflegeleicht, gering anfällig gegenüber den typischen Pilzkrankheiten Echter und Falscher Mehltau und gut im Geschmack. Die Auswahl der persönlichen Lieblingssorten wird zum Vergnügen, denn es sind verschiedene Farben und Geschmacksrichtungen erhältlich. Auch Sorten mit bestimmten Eigenschaften wie geringere Wärmeansprüche für den Anbau in höheren Lagen oder sensorische Eigenschaften wie Kernlosigkeit sind heute erhältlich. Sehr beliebte Sorten für den Hausgarten sind ‚Nero‘, ‚Muscat Bleu‘, ‚Birstaler Muskat‘, ‚Katharina‘, ‚Sweety®‘ und ‚Buffalo‘. ‚Nero‘ reift sehr früh und bringt tiefdunkelblaue, süsse, saftige Trauben. Besonders robust sind ‚Muscat Bleu‘ und ‚Birstaler Muskat‘, deren blauen beziehungsweise weissen Trauben einen süssen, dezenten Muskatgeschmack aufweisen. ‚Katharina‘ hat sehr grosse, leuchtend rosarote Früchte mit vorzüglichem Aroma, benötigt aber in unseren Breiten einen geschützten Standort. Zudem muss etwa die Hälfte der Trauben ausgedünnt werden, damit sie ausreifen können. Kernlos, robust und zuckersüss ist die blau-rote ‚Sweety®‘, ein Muss für jeden Hausgarten. ‚Buffalo‘ ist eine robuste, blaue Sorte, mit sehr süssen Beeren an lockeren, grossen Trauben.

Bei der Kultur im Garten liegt die ideale Pflanzzeit von Containerreben zwischen März und Mitte Oktober. Reben lieben einen humosen, gut durchlässigen Boden. Es empfiehlt sich, den Boden bis in eine Tiefe von 40 bis 60 cm umzugraben und als Humusdüngung Kompost oder Rindenhumus einzuarbeiten. Bei kalkarmem Boden unbedingt etwas Düngekalk beifügen.

Vor dem Pflanzen sollte der Ballen eine halbe Stunde ins Wasser gestellt. Falls die Wurzelballen sehr dicht sind, können sie anschliessend vorsichtig aufgelockert werden. Danach kann die Rebe ins Erdloch gepflanzt werden. Dabei ist wichtig, dass die Veredelungsstelle eine Handbreite über dem Bodenniveau liegt. Nach der Pflanzung sollte ausgiebig gewässert werden. Damit die Rebe eine gute Verzweigung erhält, ist es bei Frühjahrspflanzung ratsam den Haupttrieb auf etwa 30 cm Höhe zurückzuschneiden. Ansonsten sollte der Rückschnitt im kommenden Frühling nach der Pflanzung vorgenommen werden.

 

Vielfältige Erziehungsmöglichkeiten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eigene Reben im Garten zu kultivieren. Die beste Spalierform für die Wand ist der Cordon. Als Richtwert kann man davon ausgehen, dass für eine Wand von 3 m Höhe und 4 Breite drei Rebenpflanzen benötigt werden, für jeden Cordon eine. Für freistehende Reben ist die Flach-/Halbbogen-, wie auch die Pfahlrebenerziehung geeignet. Bei der Flachbogenerziehung wird die Rebe am Drahtspalier befestigt und beim Schnitt werden pro Rebe zwei Triebe mit je 5 bis 6 Augen belassen. Diese können anschliessend am ersten Draht nach rechts und links flach oder im Bogen angebunden werden. Bei Pfahlreben, auch Stickel- oder Säulenreben genannt, benötigt jede Rebe einen Pfahl von ca. 2 m Länge. Der Pflanzabstand muss allseitig 1 bis 1.2 m betragen. Ausgangs Winter werden die Reben dann auf zwei kräftige Triebe mit insgesamt 6 bis 8 Augen zurückgeschnitten und ab Mai die aufwachsenden Triebe aufgebunden und ausgegeizt.

 

Auch die Kultur in Töpfen, Trögen und Kisten ist möglich. Ideal sind dafür Gefässe von mindestens 30 bis 40 l Erdinhalt. Diese sollten auf dem Boden mit einer Drainageschicht mit Blähtonkügelchen oder Tontopfscherben ausgestattet werden. Es ist wichtig, dass eine gute Kübelpflanzenerde verwendet wird. Reben im Topf können als Spalier, aber auch als Pfahl- bzw. Säulenrebe erzogen werden. Unbedingt regelmässig giessen und jährlich im März/April ca. 60g/m2 Obstdünger gleichmässig um die Pflanze verteilen. Es kann auch über das Giesswasser gedüngt oder im Frühjahr einen Langzeitdünger eingesetzt werden.

Schnitt- und Kulturmassnahmen

Die ideale Schnittperiode ist Februar/März. Dabei erfolgt jeder Schnitt 2 bis 3 cm oberhalb des Auges, damit das Holz nicht austrocknet. Im Pflanzjahr muss der Haupttrieb mit fortschreitendem Wachstum stetig angebunden und die Jungtriebe aus den Nebenaugen, die sogenannten Geiztriebe, ausgebrochen werden. Die Gescheine (Blüten) unbedingt beseitigen, weil sie die junge Pflanze schwächen. Es ist ratsam im August dem Haupttrieb die Spitze zu entfernen, damit das Holz gut ausreift. Sollte der Haupttrieb dünner als eine Bleistiftstärke sein, die Rebe im folgenden Februar nochmals auf 1 bis 2 Augen zurückschneiden und die Kultur wie im ersten Jahr wiederholen. Ist der Haupttrieb dagegen stark genug, kann mit der weiteren Formierung begonnen werden.

Trauben gibt es nur an einjährigem Holz, das zweijährigem entspringt. Deshalb gilt es in den Folgejahren zu beachten, dass die jungen, einjährigen Seitentriebe stets auf zwei Augen eingekürzt werden (Zapfen). Aus diesen entspringen aus dem oberen Auge die sogenannten Tragruten, welche Trauben bringen.

 

Reben bringen Freude und Genuss über Generationen und werden bei einem optimalen Standort und guter Pflege sehr alt. Es lohnt sich deshalb umso mehr, sich bei der Auswahl für robuste wie auch geschmackvolle Sorten zu entscheiden. Idealerweise können die Kundinnen und Kunden die verschiedenen Sorten in einem Sichtungsgarten oder an einem Degustationstag im Gartencenter probieren.

 

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Autorin: Gertrud Schoop